Motorräder

Adlers große Motorradzeit von 1949 bis 1957

Schon 1901 begann man bei Adler die ersten Motorräder zu bauen. Auf Grundlage der bereits seit 1880 vorhandenen Fahrradentwicklung verstärkte man, wie viele andere Hersteller zu dieser Zeit, den Fahrradrahmen, um ihn mit einem Motor auszurüsten.

Man kann diese Zeit als ersten Motorradboom bezeichnen. Adler beteiligte sich mit Ein- und Zweizylinder-Viertakt Motoren und war für deren Zuverlässigkeit und Leistung bekannt.
Dieser Boom endete ca. 1907. Adler war schon seit 1900 Automobilhersteller und stieg bis zum 1. Weltkrieg zu einem der größten deutschen Automobilhersteller auf.

Erst 1930 kehrte man zum Motorrad zurück. Die Firma Fichtel und Sachs entwickelte zu dieser Zeit einen 74 ccm 2-Taktmotor mit 1,25 PS, der sich hervorragend zum Einbau in verstärkte Fahrradrahmen eignete. Bei Adler besann man sich auf die Anfänge zurück und tat das Gleiche wie um 1900. Man verstärkte aus der vorhandenen Fahrradproduktion einen entsprechenden Rahmen und versah ihn mit dem Motor von Fichtel und Sachs.

Ab 1937 wurde vom gleichen Hersteller ein 98 ccm Motor verwendet und dieses „Motorfahrrad“ wurde bis 1941, als MF1, MF2, MF3, produziert.

Nach dem 2. Weltkrieg nahm  auch Adler wieder die Fahrzeugproduktion auf. Die vor dem Krieg so erfolgreiche Automobilproduktion wurde nicht wieder aufgenommen, aber die Motorradproduktion startete 1949 mit der neu entwickelten Adler M100.

Der im eigenen Haus entwickelte Motor hatte einen Hubraum von 98ccm und leistete 3,75 PS. Er war mit einem 3-Gang Getriebe ausgerüstet, welches links am Motor angeflanscht war und dieses Motorrad  auf 70 km/h beschleunigte. Der Verbrauch wurde mit 2 Liter auf 100 km angegeben, was bei einem Fassungsvermögen des Tanks von 7 Liter für über 300 km  Fahrstrecke  ausreichend war.

Ab 1951 gesellte sich die Adler M 125 dazu. Sie war in allem ein wenig kräftiger ausgeführt, war aber ansonsten der M100 sehr ähnlich. Die Konstrukteure entlockten dem 123 ccm Triebwerk 5,6 PS bei 5.800 Umdrehungen. Damit stieg die Höchstgeschwindigkeit auf 80 km/h!  Sie war ebenfalls in schwarz oder rot zu bekommen und sollte eine Konkurrenz zur NSU Fox oder DKW RT 125 darstellen.

1951 wurde auch die komplett neu entwickelte Adler M 150 vorgestellt. Ihre niedrige Gestalt, hervorgerufen durch die kleinen 16 Zoll Räder und den glattflächigen Motor stellte das neue Erscheinungsbild der Adler Motorräder dar. Sie leistete 6,8 PS und war für 85 km/h gut.
Wie auch die Vorgänger M100 und M 125 bekam das neue Modell eine Schwinggabel mit Wickelbandfeder. Hinten arbeitete hingegen eine aufwändige Geradeweg-Federung mit einem innenliegenden hydraulischen Stoßdämpfer. All dies und ein niedriger Doppelschleifenrahmen sorgten für einen guten Fahrkomfort, eine hervorragende Straßenlage und eine enorme Wendigkeit.

Zu der M 150 gesellte sich schnell eine M 200, die erstmals den Zweizylinder aufwies und mit 9,3 PS glänzte. Dieser Motor basierte auf der 150er, hatte aber ein raffiniert konstruiertes Tunnelgehäuse mit einer teilbaren Kurbelwelle. Diesem Motorenprinzip blieb man bis zur Einstellung der Produktion treu.

Durch das nun entstehende Baukastensystem sehen sich alle M-Modelle sehr ähnlich. Sie unterscheiden sich in der Produktionszeit nur durch kleine Details und die entsprechende Motorisierung. Auf Druck der Händler und Kunden war ab 1952 auch eine M 250 mit 16 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 116 km/h zu haben. Dies war zu dieser Zeit ein absoluter Spitzenwert. Nur die NSU Max konnte hier mithalten.

Ab 1953 trat die neue MB-Reihe die Nachfolge der M-Modelle an.  Das „B“ im Namen sollte die nachfolgende Serie kennzeichnen. Der Tank fasste jetzt 15 Liter statt zuvor 12, und der Rahmen wurde erhöht und verstärkt. Damit konnten jetzt auch größer gewachsene Menschen auf dem neuen Modell entspannt sitzen.

Am augenscheinlichsten war die neu konstruierte Vordergabel, die als geschobene Kurzschwinge ausgeführt wurde. Diese Gabel zusammen mit dem neuen Rahmen und der Hinterradfederung verbesserten noch einmal die ohnehin schon gute Straßenlage.

Zu haben war die MB-Reihe, getreu dem Baukastensystem, als MB 150 mit einem Einzylinder Zweitakter mit nun 8,4 PS, die MB 201 Einzylinder mit 10,5 PS, die MB 200 Zweizylinder mit 11,4 PS und dem Flaggschiff der MB 250 als Zweizylinder mit 16 PS.

Alle Zweizylinder hatten nun im Auspufftrakt einen neuen „Diffusor“ bekommen, der den bereits bekannten Adler Klang „Die summende Biene“ nun etwas schärfer machte.
Allerdings hatten sie den Ruf, „Spritsäufer“ zu sein, doch der drehfreudige Motor zusammen mit dem sehr guten Fahrwerk verleitete zu einer strammeren Fahrweise, die natürlich dem Spritverbrauch nicht gerade zuträglich war.

Die MB 250, wie auch die M 250, waren durch ihre Zuverlässigkeit und Leistung auch beliebte Gespannmaschinen. Es gab sehr schöne Seitenwagen von z.B. Royal, Steib, Kali etc., die dem Motorrad sehr gut zu Gesicht standen.

Die Krönung der MB Baureihe kam 1954 auf den Markt. Die MB 250 S. Mit der 250 Sport wollte Adler Privatfahrer ansprechen, die auf ihrer Adler Rennen fahren wollten. Am auffälligsten bei diesem Modell ist die hochgezogene Auspuffanlage mit den gekürzten Schutzblechen. Der Tacho hat einen Tageskilometerzähler, und der Sportmotor leistet 18 PS statt zuvor 16.

Aus diesem Modell entwickelten sich zahlreiche Sportmodelle für Gelände, Cross und Straße. Einige Meistertitel in diesen Bereichen wurden auf Adler eingefahren, nicht zuletzt der Deutsche Straßenmeistertitel für Dieter Falk aus Freudenberg 1958.

Mitte der 50er Jahre war die deutsche Motorradproduktion auf dem absteigenden Ast. Alle Zahlen und Prognosen zeigten fürs Motorrad nach unten. Einzig der Absatz an Motorrollern zeigte hier noch steigende Tendenz. Der Roller bot im Gegensatz zum Motorrad mehr Wetterschutz. Wer sich kein Auto leisten konnte, wollte wenigstens einigermaßen trocken und sauber zur Arbeit erscheinen.

Hier bot Adler den Roller an. Er konnte aber weder in der Optik noch in der Leistung überzeugen. Er wurde vom dem aus der M100 bekannten 98 ccm Motor mit 4,1 PS angetrieben. Der Roller war mit einer 12Volt Dynastartanlage ausgerüstet. Die Konkurrenten  waren DKW mit ihrem Hobby-Roller und NSU mit der Lambretta, aber mit 150 ccm und entsprechend mehr Leistung.

1956 gründete Adler mit Hercules und Triumph(D) eine Verkaufsgemeinschaft. Hier entstanden die beiden Adler Mopeds Exort und Sport, die baugleich mit der Hercules 217/218 und Triumph Fips waren. Das Export Modell wurde bei Hercules gebaut, während die Sport Modelle ein Typenschild von Triumph hatten. Beide Modelle hatten den 47ccm Fichtel&Sachs Motor und konnten als 2 und 3 Gang Ausführung bestellt werden. Leider waren die Stückzahlen nicht hoch, man spricht von wenigen hundert Mopeds, die für Adler gefertigt wurden.

Der deutsche Motorradboom nach  dem 2. Weltkrieg ging zu Ende. Wurden 1954 noch 300.000 Motorräder in Deutschland verkauft, waren es bereits 1956 nur noch 73.000. Auch 1957 ging die Talfahrt weiter, in ganz Deutschland wurden nur noch ca. 40.000 Maschinen verkauft.

Ab 1957 wurden bei Adler nur noch Motorräder auf Bestellung gebaut, kurz danach die Produktion ganz eingestellt.

Adler wurde ebenso wie der Motorradhersteller Triumph 1957 von Grundig übernommen.

Aus diesen beiden entstand die Adler-Triumph AG, die ausschließliche die Produktion von Büromaschinen verfolgte.

Text: Thorsten Flick + Martin Höfer
Quellen: Adler Motorräder Dieter Jorzick, Johann Kleine Vennekate; Wikipedia