Fahrgestellnummern – Automobile 1

International heißt sie VIN (Vehicle ID Number) und in Amts-Deutsch FIN (Fahrzeug-Identifizierungsnummer). Umgangssprachlich bleiben wir bei der guten alten „Fahrgestellnummer“. Der Begriff stammt noch aus einer Zeit, als sich Fahrgestellrahmen und Aufbau auch bei PKW trennen ließen.
Der Amtsschimmel besteht darauf, dass jedes Kraftfahrzeug eine Nummer zur eindeutigen Identifizierung hat und das diese Nummer zur Prüfung leicht zu finden ist.
Hat man die Fahrgestellnummer in den Papieren verglichen mit der auf dem Typenschild muss man noch die eingeschlagene Fahrgestellnummer im Rahmen finden.
Man merkt jedoch bei einer Restaurierung schnell, dass die Position nicht genau genormt ist und schon geht die Suche los…..
Ich habe im Folgenden Beispiele gesammelt, die die Suche bei Adler Fahrzeugen (Motorrad, PKW, LKW) erleichtert. (Für Fahrräder, Flugzeuge und Schreibmaschinen habe ich es nicht geprüft)

PKW + LKW

Edle verschnörkelte Messing-Typenschilder gab es bei den PKW und LKW vor dem ersten Weltkrieg. Meist waren sie auf der in Fahrtrichtung linken Seite unter der Tür auf die Rahmenverkleidung geschraubt. Da kam es schnell vor, dass Typenschilder in krimineller Absicht umgeschraubt wurden.

Die eingeschlagene Rahmen(-Fahrgestell-) nummer findet man meist auf den vorderen oder hinteren Rahmenköpfen, wo die Federn befestigt sind, denn diese Teile lassen sich nicht mal eben austauschen

Nach dem 1.Weltkrieg modernisierte man die Typenschilder aber die Position auf der linken Rahmenverkleidung blieb.

Gut zu sehen ist die eingeschlagene Fahrgestellnummer bei diesem 6-25 von 1926, hier auf dem Rahmenkopf hinten rechts!

Selbst bei der (für Adler „großen“) Serienfertigung der Baureihen Favorit / Standard 6 / Standard 8 war die Position der Fahrgestellnummer nicht einheitlich.

Das Typenschild war 1927-29 noch außen auf der Rahmenverkleidung links unter der Fahrertür

Ab Modell Jahr 1930 bis 1932 war das Typenschild oberhalb der Spritzwand unter der linken Motorhaube.

Die eingeschlagene Fahrgestellnummer des Favorit ist gut versteckt unter der oberen Rahmenverkleidung links vor dem Lenkgetriebe. Normalerweise also nicht zu sehen, denn man müsste die Verkleidung erst abmontieren. Damit der TÜV die Nummer sehen kann sollte man die Verkleidung mit einem Fenster ausschneiden.

Auf der Unterseite der originalen Bodenbretter des vorderen Fußraums wurde die Fahrgestellnummer bei Favorit/ST6/ST8 ebenfalls eingeschlagen!
Beim Standard 6, Standard 8 und Lieferwagen L4/L6 sollte man hinten links am Rahmenende nach der Fahrgestellnummer suchen.

Auch der Primus hat die Fahrgestellnummer hinten am Rahmenende eingeschlagen.

Interessant sind auch Motor- und Karosserienummern zur Identifizierung.
Die Motornummern der Fav-ST6–ST8–L4–L6 ist auf dem vorderen linken Motorträger sowie auf dem Motorblock (bei der Spritzwand) zu lesen.

Man sollte allerdings nicht überrascht sein, wenn man an einem 4-Zylinder Favorit Motor eine Motornummer vom Standard 6 (oder umgekehrt) findet. Der Motorträger bricht gerne bei einem Unfall. Da die Träger baugleich sind bei Favorit/ST6/L4/L6 werden sie gerne umgebaut …

Die Karosserienummern wurden bei Favorit/ST6/ST8/L4/L6 in die Spritzwand oben links neben dem Typenschild eingeschlagen. Das gilt für alle Karosserien, auch Kabrios und Sonderkarosserien, denn Adler lieferte die fertigen Chassis mit der Spritzwand an die Karosseriehersteller.

Mit Einführung der Adler Frontantrieb Baureihen (Trumpf + Trumpf Junior) wurden die Karosserien mit dem Rahmen verschweißt. Daher wurden die Fahrgestell Nummern nicht mehr in den Rahmen, sondern in die Spritzwand eingeschlagen.

Beim Trumpf Junior findet sich die Fgst.Nr. unter dem Tank senkrecht neben der rechten oder linken Stange zum Kühler.

Fehlt die Fahrgestellnummer an dieser Stelle, kann ein früherer Unfall der Grund sein, weil unterhalb die schräge Stütze zum Rahmen sitzt. Bei einem starken Stoß und Verformung des Rahmens wird dadurch die Spritzwand eingedrückt. Bei der Reparatur wird die Fgst.Nr. oft neu auf einem anderen Teil eingeschlagen. Das ist illegal, es sei denn der TÜV wurde informiert. Dann sieht man einen Stern vor und nach der Nummer.

Das Typenschild rechts neben dem Junior Tank zeigt uns neben der Fgst.Nr. und der Motornummer auch die Karosserienummer.

Das zweite Typenschild mit den Nummern von Getriebe, Lenkung, Achsschenkel und hinteren Achsschwingen war nur interessant bei Reklamationen und Ersatzteilbestellungen und ist heute irrelevant.

Bei Ambi Budd (ABP) Karosserien findet sich die Karosserie Nummer auch auf einem Karosserieschild.

Bei dieser Fahrgestellnummer steht das X hinter den Zahlen für eine EXport Version. Das gab es ab Mitte der 1930er Jahre und war wichtig für die Ersatzteilbestellung. Ende der 30er Jahre wurden oft für den Export gebaute Fahrzeuge doch im Inland verkauft, weil kriegsbedingte Exportbeschränkungen vorlagen.

Die Karosserienummer hilft sehr zur Identifizierung und ist daher bei Junior links unter dem Tank an der Seitenwand eingeschlagen. Damit man sie nicht mit einer Fgst.Nr. verwechselt, steht davor Kar. (was nicht Karmann bedeutet, sondern Karosserie!)

Die Karosserie Nummer findet sich außerdem auf dem linken hinteren Radhaus neben der Sitzbank unter der Verkleidung!

Diese Radhaus Kar.Nr. entlarvt die Bastler, die aus 2 Karosserien eine zusammen geschweißt haben….

Die TP-Nummer ist hier bei einem Trumpf Junior ein besonderer Fall.

Nach § 59 Absatz 3 StVZO kann man bei der Zulassungsstelle eine Fahrgestellnummer beantragen.  Diese Fahrgestellnummer wird dann von TÜV/DEKRA als TP Nummer (Teileprüfnummer) zugeteilt und ist mit der originalen Fgst. gleichzusetzen. Manche Straßenverkehrsämter verlangen dabei, dass auch die Reste der originalen Fgst. Nr. unkenntlich gemacht werden!

Eingeschlagen wird die TP Nummer von einer Fachwerkstatt, nicht von der Zulassungsstelle oder vom TÜV!  Die ersten drei Buchstaben kennzeichnen dabei die Prüfstelle. Meist wird vor und nach der TP Nummer ein Stern eingeschlagen, um sie von originalen Serien-Herstellernummern zu unterscheiden.

Hierzu sagt der TÜV Prüfer: „ Die TP Nr. gibt es eigentlich nur, wenn es sich um ein nachweislich altes Fahrzeug mit bekannter Herkunft handelt, an welchem aber kein Typschild und keine FIN mehr vorhanden ist. Zum Beispiel ist die originale Fgst. Nr. durch zu starke Korrosion in dem Bereich teilweise oder ganz unleserlich. Es ist praktisch eine Notlösung, wenn man eine TP Nummer zuteilt, um keine falsche ( falls vielleicht noch Reste erkennbar sind) zu verwenden. 

Normalerweise ist aber eine TP Nummer nur für Neufahrzeuge und Bauartgenehmigungen im Einzelgenehmigungsverfahren vorgesehen.“